Sam Lor

Reise nach Chayaphum

Am 15.04. war eine Reise in die Nähe von Chayaphum fällig. Die Nichte eines Bekannten (Waan) war hier zu Besuch und sollte nach Songkran (thailändisches Neujahrs- und Wasserfest) wieder nach Hause. Man lud mich ein, doch einen kleinen Ausflug zu machen, es würde sicher sehr nett. Da ich gerne Neues sehe und entdecke, sagte ich freudig zu.

Morgens um 7 Uhr ging es hier los, erst mit einem Samlor (3-rädriges Taxi) zur Hauptstrasse in Naam Suai, dort dann umgestiegen in den Bus nach Udon Thani. Der Bus war ein roter "ordinär" Bus, d.h. 3. Klasse Bus. Da gibt es nur enge unbequeme Sitze, die vielleicht kleinen Thais Platz zum Sitzen geben, keinesfalls aber grossgewachsenen Falangs, wie ich nun mal einer bin. Die Kühlung im Bus versuchen manchmal laufende Ventilatoren an der Decke zu bringen, zusätzlich kommt Natur-Aircon aus geöffneten oder nicht mehr zu schliessenden Fenstern und Türen herein, natürlich nur wenn der Bus fährt. Die nicht zu schliessenden Fenster und Türen sollten sich noch unangenehm bemerkbar machen. Das Alter und der Zustand dieser Busse würden jeden deutschen TÜV in hellste Aufregung versetzen. Nun dachte ich, die 30 km bis nach Udon Thani wirst Du das schon aushalten, dort mussten wir eh' umsteigen.

Das taten wir auch, schon nach 15 Minuten warten, sassen wir im nächsten roten "ordinär" Bus. War das eine Freude! Meine Freunde versicherten mir, auch diese Fahrt würde nicht so lange dauern - nur etwa 4 Stunden. Zum Glück - so dachte ich - war der Platz direkt an der Tür frei, wo ich etwas mehr Platz für meine Beine hatte. Der Bus füllte sich zusehends und als wir aus Udon Thani heraus waren, war auch der letzte Stehplatz besetzt. Normalerweise dauert Songkran vom 12. - 14. April, doch dieses Jahr folgte auf die Feiertage ein Wochenende, also 2 zusätzliche Tage zum Feiern. Dies als Erklärung für das Folgende eingeschoben.

Songkran

Die Landschaft durch die wir während dieser Fahrt kamen, ist nicht besonders abwechslungsreich. Reisfelder, so weit das Auge reicht. Die Felder sind eingeteilt und parzelliert durch kleine Erdwälle, in denen sich das Wasser sammelt, ohne welches der Reis nicht wachsen kann. Gelegentlich tauchen Obstplantagen auf, überwiegend Chompu (Rosenäpfel). Etliche Felder sind zu sehen, auf denen Tabak angebaut wird. Je weiter wir Richtung Chayaphum kamen, um so mehr Wald war zu sehen. Sogar Berge gibt es in dieser Gegend - mit knapp 200 Metern zwar nicht sehr hoch, aber immerhin...

Wir waren kaum 5 km gefahren, als ich aus meiner Betrachtung der Landschaft aufgeschreckt wurde. Ein kräftiger Wasserguss von draussen traf mich voll ins Gesicht. Wir fuhren gerade durch eine kleine Ortschaft, an dessen Strassenrand sich etliche Kinder damit vergnügten, vorbeifahrende Fahrzeuge mit Wasser zu "beglücken". Songkran war wohl doch noch in vollem Gange. Das sollte auf der gesamten Fahrt so weitergehen, Wasser kam eimerweise in den Bus, und da etliche Fenster und vor allem die Türen nicht geschlossen werden konnten, war dem nicht auszuweichen. Irgendwann hatte ich mich daran gewöhnt, klitschnass im Bus zu sitzen - es wurde egal.

songkran

Nass wird es an Songkran

Nach etwa 4 Stunden sehnte ich mich nach dem versprochenen Ende dieser Fahrt. Sie endete dann auch in Chumpae, aber nur für diesen Bus war dort Endstation. Wir stiegen noch einmal um und unsere Fahrt ging in Richtung Chayaphum unter den gleichen Bedingungen noch gut 2 Stunden weiter. Endlich waren wir am Ziel, tropfend verliessen wir den Bus und legten die restlichen 2 km zum Heimatdorf von Waan wieder mit einem Samlor zurück. Fast 15 Uhr war es inzwischen. Gegen den Aufenthalt, der mir hier bevorstand, war die Fahrt ein Vergnügen. Ich bin sicher schon viel in Thailand herumgekommen und ganz gewiß nicht zimperlich, doch was ich hier sah, ließ mich doch zusammenzucken.

Waan wohnte mit ihrer Familie in einem Holzhaus, ähnlich dem meinigen. Doch an dem ganzen Haus und Grundstück gab es nicht ein Fleckchen, welches man anfassen konnte, ohne Angst zu haben, kleben zu bleiben. Allgemein gelten die Thais - und das zu Recht - als sehr sauber, selbst wenn sie in ärmlichen Verhältnissen leben. Umso mehr hat mich dies hier überrascht. Es starrte alles vor Schmutz. Zögernd setzte ich mich auf ein Eckchen und nahm nur widerstrebend das angebotene Wasser an, doch ich war durstig. Ich kam mir wie auf einer Müllkippe vor. Um es kurz zu machen: in der sogenannten Küche naschten Ratten am Essen, Hühner flogen fröhlich scheissend durchs Haus, von anderem Ungeziefer mal ganz abgesehen. Etliche schmerzhafte Flohbisse versüssten mir die Nachtruhe. Im sogenannten Bad musste man aufpassen, daß man nicht auf dem schmierigen, glitschigen Boden ausrutschte. Das später zubereitete Essen lehnte ich höflich mit der Begründung ab, daß mein Magen wohl nicht in Ordnung sei und ich lieber fasten wolle. ICH WAR HUNGRIG!

Erwähnte ich schon, daß bei unserer Ankunft eines der schlimmsten Unwetter herrschte, die ich je in Thailand erlebt hatte? Es goss wie aus Kübeln geschüttet, es donnerte, blitzte und ein gewaltiger Sturm verschönte das alles noch. In kurzer Zeit stand das ganze Dorf unter Wasser. Das dauerte zwar nur eine Stunde, doch es reichte, um alle Wege für Stunden unbegehbar zu machen.

Man war wirklich freundlich hier und versuchte, es mir so angenehm wie möglich zu machen. Von einem Nachbarn holte man einen Lehnstuhl, damit ich bequem sitzen konnte. Zum Anlaß des Neujahrfestes (Songkran) war im Dorf ein großes Fest im Gange, ausgerichtet wie fast immer auf dem Tempelplatz. Eine Art Kirmes war aufgebaut, Essenstände natürlich und eine große Bühne, auf der am Abend Lam Wong aufgeführt werden sollte.

Songkran

Der Radau wird geliefert

Lam Wong ist eine Art der Darstellung des Isaan (Nordosten Thailands), wobei Musik, Gesang und Tanz dargeboten werden. Wo immer ich Gelegenheit habe dies zu besuchen, so gehe ich hin - ich liebe diese Veranstaltungen. Man setzt sich dann einfach auf mitgebrachten Matten auf den Boden und verfolgt das Ganze. Man sollte nur tunlichst vermeiden, sich in die Nähe der beidseitig aufgebauten, gut 3 Meter hohen Lautsprechertürme zu setzen, in der Mitte ist es am besten, obwohl einem hier auch die Ohren dröhnen und die Erde vor Baßtönen vibriert.

Erst sah es so aus, als ob dieser Abend dem Regen zum Opfer fiel, der immer wieder einsetzte, doch dann gegen 21 Uhr klarte es auf und dem Vergnügen stand nichts mehr im Wege. Es war auch ein Vergnügen. Wirklich gute Sänger- und innen, hervorragende Tanzgruppen in wunderschönen Kostümen und eine sehr gute Lautsprecheranlage machten den Abend zum Genuß. Gegen 2 Uhr ließ ich mich dann von den Flöhen beissen.

Die Nacht war kurz, da wir schon gegen 8 Uhr die Heimreise antraten. Diesmal blieben wir trocken, da wegen des Regenwetters die Kinder wohl die Lust an zusätzlichem Wasser verloren hatten. Mit dem roten "ordinär" Bus wieder bis Chumpae, dort dann - welche Überraschung - ein moderner Aircon-Bus, der uns direkt und schneller bis Naam Suai brachte. Doch da nichts vollkommen ist, durfte ich in diesem schönen Bus 3 Stunden stehen, bis ich endlich in Udon Thani einen Sitzplatz für die restlichen 30 km bekam.

Gegen 14 Uhr war dieser wunderschöne Ausflug beendet.

* guk
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